Die Presse

 

Coaching Couch – Wissen wächst durch Austausch – von Gerhard Mészáros (Die Presse, 24.09.2005 )

Rückmeldung von anderen führt zu einem klareren Bild von sich selbst – und gibt damit mehr Selbstsicherheit.

Wissen wächst durch Austausch, meint Wissens-Coach Ursula Parak-Winkler. Für ihren Coachee auf der Coaching-Couch ist das nicht selbstverständlich. Ist er doch im Gesundheitssystem tätig, einem Bereich, der besonders stark durch Konkurrenzdenken geprägt ist. Austausch erfordert jedoch Offenheit und Vertrauen, die Bereitschaft, Fehler zuzugeben. Unter den Bedingungen eines Verdrängungswettbewerbs findet er nur selten von selbst statt. Wenn sich jeder denkt “Wissen ist Macht”, dann gibt man Wissen nur ungern weiter. “Gerade im Gesundheitssystem wäre ein vermehrter Austausch notwendig”, meint Parak-Winkler.

Doch liegt das nicht am System, kann der Einzelne da überhaupt was erreichen? Ja, meint Parak-Winkler, denn der Einzelne ist ein Teil des Systems und beeinflusst es mit seinen Handlungen daher auch. Ein Arzt oder eine Krankenschwester könnte etwa versuchen, Austauschplattformen mit Kollegen zu initiieren. Das gilt auch für Führungskräfte. Soll das Wissen in der Organisation wachsen, sollte man Wissenszirkel bilden und damit einen Erfahrungs- und Wissenstransfer ermöglichen. Weitere Tipps, wie man sein Unternehmen durch die “dynamische Wissenszukunft” navigieren kann, sind: Stellen Sie erfahrenes Wissen nicht nur verbal, sondern auch in Form von Mind Maps dar. Stellen Sie nach jedem Meeting die Frage: “Was haben wir an neuem Wissen aufgespürt, erfahren, verdichtet?” Sammeln Sie Feedbacks von allen Weiterbildungsmaßnahmen.

Feedback ist auch für den zweiten Klienten auf der Coaching-Couch ein wichtiger Punkt. Er hat bereits mehrere Ausbildungen im selben Bereich absolviert, er fragt sich jedoch, ob er seine bereits erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten verneint und zu gering schätzt. “Ich habe das Gefühl, immer bei Null anzufangen. Das ist bei meinem Alter und meinen beruflichen Erfahrungen aber wahrscheinlich nicht angemessen.” Wie könnte er ein klareres Bild von sich zu bekommen? Seine Fähigkeiten auflisten, daraus Kernkompetenzen entwickeln, das wäre ein Weg. “Versuchen Sie auch, mehr Rückmeldung zu bekommen auf das, was Sie tun”, meint Parak-Winkler. “Mit einem klaren Bild von sich bekommen Sie dann auch mehr Selbstsicherheit.”

Quelle:
www.diepresse.com – Der Artikel zum nachlesen